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Den Kindern über differenzierte Angebote beim Lernen an Stationen optimales Lernen ermöglichen und selbst mehr Erfahrung mit offenem und individuellem Arbeiten erhalten

Ausgangsbasis - Lernen in der Schule
Kinder, die sich auf die Arbeit freuen, die sich am Ende der Stunde erstaunt nach der schnell vergangenen Zeit erkundigen und gleichzeitig um Fortsetzung der Arbeit bitten - Unlust beim Erledigen von Aufgaben, der häufige Blick auf die Uhr und das gewünschte Stundenende, mangelnde Motivation und Leistungsbereitschaft usw. Sind damit die beiden Pole möglicher heutiger Unterrichtsarbeit beschrieben?
Denken wir doch mal an die eigene Schulzeit: Was war es, was uns selbst an der Arbeit Freude machte oder schulische Arbeit zur täglichen Überwindung oder gar Qual werden ließ?
Waren es die mangelnden Ziele, das mangelnde Verständnis für die Stoffe, Inhalte und Verfahren, die im Moment von der Lehrkraft bearbeitet oder eingefordert wurden? War es die Pflicht, beim Vorlesen unbedingt zuhören und ja nicht mitlesen zu dürfen? . Der Hefteintrag, die vielen Aufschriebe als Hauptnachweis etwas gelernt zu haben? Der ständige Vergleich mit anderen, die doch offensichtlich anders, besser oder schlechter waren? Die Meinung des Lehrers, daß doch erst alle Grundlagen als Erkenntnis erforderlich wären, bevor Zusammenhänge erkannt werden können?
Beliebig ließen sich, so denke ich, unterstützende und widersprechende Gedanken und Aussagen zum Lernen fortsetzten.
Schnelle Antworten werden meist als undurchdacht, kurzsichtig und nicht vorstellbar abgetan. Trotzdem wage ich mich zunächst an eine schnelle Antwort, um sie anschließend zu begründen. Eine Antwort, die Erfahrungen der eigenen Schulzeit als Schüler und als Lehrer einbezieht.
Mit den vorhandenen individuellen Veranlagungen und Möglichkeiten positiv lernen bedeutet:
- aktiv sein wollen und können,
- alleine, mit Partnern oder in der Gruppe arbeiten,
- Interesse über Texte, Zeichnungen oder praktisches Tun entwickeln
- über unterschiedliche Ansätze zu einer Lösung und neuen Erkenntnissen kommen,
- anderen etwas erklären können und damit eigene Fähigkeiten erkennen und verbessern,
- sich gleichzeitig auf andere Kinder einstellen,
- mitbestimmen können, welche Zugangsweisen und welche Stoffe in einem bestimmten Rahmen nacheinander bearbeitet und angewandt werden.
- usw.
Einflüsse auf positives Lernen, Hintergründe
Waren oder sind damit die Ursachen, die das Lernen so unterschiedlich beeinflussen beschrieben? Ich wage aus meiner eigenen Erfahrung die Prognose, daß vom Einzelnen viel lieber gelernt und gearbeitet wird, wenn er beim Lernen und Arbeiten seine spezifische Einmaligkeit einsetzen kann und nicht unterdrücken muß. Jeder Mensch einmalig in der äusseren Erscheinung, auch einmalig in seiner Art zu denken, zu lernen und zu arbeiten. Wer zum Beispiel gegen seine Erbanlagen ein Leben lang die natürliche Haarfarbe unterdrückt, muß viel Energie, Zeit und Geld dafür aufwenden. Dasselbe gilt meines Erachtens auch für die Art zu lernen und zu arbeiten.
Die daraus abgeleitete Forderung heißt dann: Mit den vorhandenen Möglichkeiten optimal lernen, nicht gegen diese arbeiten müssen und damit Lernen als positiven und gewinnbringenden Akt erfahren.
Um solche Folgerungen für das Arbeiten in der Schule und die Gestaltung von individuellem schülerorientiertem Unterricht abzuleiten, seien wichtige Unterschiede im Denken und Arbeiten von Menschen dargestellt, die zu einem differenzierten Unterricht gehören und beim Lernen an Stationen berücksichtigt werden und berücksichtigt werden können:
1. Der Einfluß der Großhirndominanz auf Denk- und Aneignungsprozesse:
Der amerikanische Neurophysiologe Roger Sperry bekam für seine Entdeckung, daß die beiden Großhirnhälften unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen und in bestimmter Weise spezialisiert sind 1981 den Nobelpreis. Neben Hans Schachl (1), Barbara Meister Vitale (2) und vielen anderen stellte neuerdings Daniel Goleman (3) in seinem Beitrag zur Emotionalen Intelligenz umfassend Untersuchungen dar, welche den Einfluß von Dominanzen der Gehirnhälften auf Aneignungs- und Denkprozesse aufzeigen.
Ist die Stärke von eher "Linkshirnorientierten" das lineare Vorgehen, der Umgang mit Symbolen, (Buchstaben, Zahlzeichen, Rechenzeichen und Satzzeichen, sowie die Sprache) liegt die Stärke von eher "Rechtshirnorientierten" beim ganzheitlichen, intuitiven Erfassen von Sachverhalten und Beziehungen. Musisch - künstlerisches ist für diese Menschen eine positive Grundveranlagung, so wie es für die Erstgenannten das eher logische, aufbauende, sprach- und textbetonte Arbeiten ist.
2. Der Einfluß der "Eingangskanäle" auf die sinnorientierten Lern- und Denkarten:
Visuell, auditiv und kinästhetisch sind nach Frederic Vester (4)die Grundmuster. Er faßt das olfaktorische (Riechen) das goustatorische (Schmecken), und das haptische Erfassen, gemeinsam mit der Gefühlsebene als kinästhetischen Eingangskanal zusammen. Es gibt also Menschen (Kinder und Erwachsene), die besser über das Sehen, andere über das Hören und wieder andere über das eigene Tun oder andere Sinneseindrücke wahrnehmen und die Wahrnehmungen auch schwerpunktmäßig so verarbeiten und abspeichern.
Nach den Darstellungen von Grinder (5) oder Cleveland (6), haben diese Schwerpunkte einzelner Menschen auch direkten Einfluß auf ihren eigenen optimalen Lern- und Arbeitsstil.
Beim Besuch einer Schulveranstaltung zeigt es sich sehr deutlich was anzieht: Bei einigen Menschen sind es die Bilder, die Fotos, das Sichtbare, während andere sich von Geräuschen, von Klängen, vor Stimmen und Gesängen angezogen fühlen. Die dritte "Gruppe", finden sich bald gemeinsam an Orten wieder, an denen Handeln, Basteln, Bewegung usw. möglich ist. An diesen drei "Grundstrukturen" werden Schwerpunkte bei den Eingangskanälen beobachtbar, die zunächst befriedigt werden wollen. Genau so verhalten sich Kinder im Unterricht auch, wenn sie die Freiheit dazu erhalten, wen es ihnen über differenzierende Angebote ermöglicht wird. Die schwerpunktmäßige Ausprägung im visuellen, akustischen oder kinästhetischen Bereich erhöht vor allem in den aktiven Lernphasen zunächst den Einsatz der eigenen Stärken und fördert die Lern- und Behaltensebene.


3. Denkstrukturen, welche die Lern- und Handlungsweise ebenfalls beeinflussen:
Die meisten Menschen (auch schon Kinder in der Grundschule) haben auf Grund ihrer Veranlagung Schwerpunkte in den Zugangsweisen entwickelt:
- Die Grundorientierung in der Zeit ist dafür verantwortlich, ob jemand sein Denken eher direkt auf bisherige Erfahrungen aufbaut, also zu Beginn eines Lernprozesses sich des bisher Erlernten bewusst machen muss (Vergangenheitsorientierung). Eher gegenwartsorientierte Menschen beziehen ihr Tun sehr stark auf den jeweiligen aktuellen Zustand. Ihr Arbeiten muss für sie direkt einen Sinn haben. Kinder und Erwachsene, die ihr Denken und Handeln an dem Bezug zu ihrem künftigen Leben, zu ihrer Zukunft sehen (zukunftsorientierte), benötigen auf jeden Fall den Überblick über evtl. Stoffgebiete und Lerninhalte und müssen darin vor allem für ihr künftiges Leben einen Sinn erkennen können.
Gleichheiten/ Alternativen
Es gibt viele Menschen, die sich oft durch die Angabe von Alternativen ausdrücken: "Es ist nicht schön. . "" Es ist nicht teuer. . .", "es ist nicht . . ." Damit bieten sie dem Zuhörer an, die Alternativen selbst festzulegen. Aussagen, die sich eher auf Gleichheiten beziehen beschreiben andere "direkt" z.B. "Es ist teilweise schlecht . ." Es ist billig", "Es ist . . .". Für den Unterricht und das Lernen überhaupt bedeutet dies, daß der alternativ Denkende z.B. eher Dinge ausschließt, die nicht zu etwas gehören, ("streiche durch, was nicht paßt") während für einen Lernenden, dem Gleichheiten sehr wichtig sind, der Auftrag "alles Herauszusuchen, was dazugehört", eher entspricht. Im "normalen" Unterricht werden häufig nur die Menschen angesprochen, welche Gleichheiten suchen. "Hier hast du eine Aufgabe, suche die richtige Lösung".
Grundansatz "proaktiv" oder "reaktiv".
Die Begriffe erklären bereits, daß Proaktive meist keine direkte Anweisung erwarten und auch meist nicht wollen. Sie gestalten gerne selbst, was sich beim Erhalt konkreter Arbeitsaufträge in Form von Rückfragen folgender Art darstellt: "Kann ich die Aufgabe auch . . .(so) machen?" Menschen mit dieser Grundstruktur können sehr gut mit offenen Formen umgehen und holen sich bei Bedarf selbst direkt oder indirekt weitere Informationen oder Hilfen. Lernende mit einer eher reaktiven Grundstruktur ziehen direkte und konkrete Arbeitsaufträge vor, sie sind mit ganz offenen Formen zumindest beim Beginn ihrer Arbeit eher überfordert oder hilflos. Dies heißt nun auf keinen Fall, daß Aufträge immer und gleich erledigt werden; etwas gar nicht oder anders machen zu wollen ist auch eine Reaktion auf einen konkreten Arbeitsauftrag.
Problem- oder zielorientiert
Als letztes sei noch eine Beobachtung genannt, die den "Antrieb" steuert. Viele Menschen benötigen für Lösungsansätze ein vorhandenes "Problem". "Mein Problem ist. . ."; "Das Problem ist . . ."; "Es gibt folgende Probleme zu lösen . . " sind typische Aussagen. Falls es überhaupt als Gegenpol beschrieben werden kann, ist die andere Zugangsweise eher durch da zu erreichende Ziel definiert. Diese Lernenden benötigen für ihr Tun eine klare Zielbeschreibung, die Beschreibung des Zustandes, der erreicht werden soll.
Zusammenfassung
Kinder / Menschen denken und handeln unterschiedlich und nutzen auch ihre vorhandenen Strukturen um zu lernen und zu arbeiten, sofern für sie die Möglichkeit dazu besteht. Beschrieben wurden Grundveranlagungen, die hier überwiegend in ihren Extremausprägungen dargestellt sind und die selbstverständlich nie in Reinformen sondern immer in allen möglichen Mischformen auftreten. Allerdings sind sie da und sollten in der Schule berücksichtigt werden, zumal wenn wir das Grundrecht ernst nehmen, daß jeder Mensch entsprechend seiner Art und Neigungen eine entsprechende Ausbildung erhalten soll. Also müssen zumindest Grundansätze von Links- oder Rechtshirnorientierung ebenso berücksichtigt werden, wie der Wunsch, zumindest zeitweise entsprechend seinem gewünschten Lerneingangskanal zu arbeiten. Soll ein Lernprozess für das Kind möglichst optimal ablaufen, sind auch verschiedene Denkstrukturen zu berücksichtigen. In einem gleichschrittigen lehrerorientierten Unterricht lässt sich dies, wenn überhaupt, nur mit sehr großem Aufwand und Organisationstalent des Lehrenden verwirklichen. Differenzierung ist also unabdingbar!

Beim Lernen an Stationen kann Differenzierung durch individuelle Lernangebote leichter verwirklicht werden als in einem eher gleichschrittigen Vorgehen, das versucht Unterschiede durch die Angebote und Zusatzaufgaben auszugleichen.

Ziel von Lernen an Stationen:
Was soll und kann dabei durch "Lernen an Stationen" erreicht werden? Bildungspläne und Lehrpläne geben (noch) häufig sehr eng die Inhalte für einzelne Schuljahre, Fächer, den Unterricht überhaupt vor. Dies wird von mir hier so angenommen und stellt die eine Seite der Ausgangsbasis für die Planung dar. Die andere Ebene ist durch die Art der Aneignung und Verarbeitung durch die Kinder gekennzeichnet. Aus dieser Einsicht heraus hat sich das Lernen an Stationen bis zur heutigen "Ausbaustufe" entwickelt. Es ist eine Lernform, in der von der Lehrkraft durch ein Angebot von selbständig zu bearbeitenden Lernstationen der inhaltliche Rahmen gesetzt wird. Dies kann ein bestimmtes Teilgebiet (eine Lerneinheit) aus einem Fach ebenso sein, wie ein eher projektartiger Zugang für fächerverbindende oder fächerübergreifende Thematik. Ein breites Angebot und eine dem Angebot entprechende Bearbeitungsdauer ermöglichen positive und individuumsangemssene Lernmöglichkeiten.

Ursprung und Beschreibung der Arbeitsform:
Im Sport finden wir das Circuit-Training sehr oft. In kurzer Zeit werden viele unterschiedliche Übungsformen aneinandergereiht, die durch ein Zeitsignal an fast jeder Stelle abgebrochen werden. So wurden auch die ersten Lernzirkel von uns gestaltet, stark in Anlehnung an das Circuit-Training im Sport. Beim selbständigen Erarbeiten oder beim vertiefenden Bearbeiten von Inhalten sowie beim effektiven Üben mußten die aus dem Sport bekannten Rahmenbedingungen abgewandelt und verbessert werden. Um sich vom reinen Übungsdenken abzugrenzen, hat sich die Arbeitsform unter dem Begriff "Lernen an Stationen" etabliert. (7) -Bauer, Seite 58 ff)
Äußerer Rahmen und Ordnungskriterien:
Den Kindern bieten von der Lehrkraft oder von anderen Kindern gefertigte Arbeitsstationen entsprechend ihrer Möglichkeiten, ihrem Tempo und mit ihren individuellen Voraussetzungen selbständig zu lernen und zu üben, sie zu erarbeiten oder zu vertiefen. Dazu sind (meist schriftliche oder bildlich dargestellte) Arbeitsaufträge bereitgestellt, die den Kindern Anregungen geben, Hilfen bereitstellen und selbstverständlich auch offenere Zugangsweisen und unterschiedliche Ergebnissicherung zulassen. Die Beachtung der Unterschiedlichkeit von Menschen und auch die ästhetisch ansprechende und vorbildhafte Gestaltung beschreiben weitere wesentliche Merkmale der Arbeitsaufträge. Die Kinder erhalten durch klare Kennzeichnung von Teilgebieten (beliebige Symbolik, Verwendung von farbigem Papier usw.) auch eine Ordnungsstruktur des Inhalts verdeutlicht. Die Arbeitsaufträge beschreiben (gerne auch in Bildern), was zu tun ist oder in welchem Rahmen sich das Tun bewegen soll, ggf, wo und wie Ergebnisse festzuhalten sind, einfach alles, was im linearen Vorgehen im Unterricht den Kindern häufig verbal erklärt wird.
Zeitrahmen / Auswahlangebot:
Das Lernangebot einer ganzen Unterrichtseinheit, Übungssequenz oder den Rahmen eines projektartigen Vorgehens, wird insgesamt für 3 bis etwa 15 Unterrichtsstunden zur Verfügung gestellt. Drei Unterrichtsstunden sind m.E. die Untergrenze, um die erwähnten Gesichtspunkte zu berücksichtigen; 15 Unterrichtsstunden entsprechen z.B. bei einem 5-stündigen Unterrichtsfach etwa 3 - wöchiger Bearbeitungszeit. Dies sollte m.E. die Obergrenze für eine Unterrichtseinheit darstellen. Entscheidend ist, daß 1, max. 2 Unterrichtsstunden "am Stück" eine Arbeitsphase bilden, frei nach dem Motto: "aufhören, wenn es am schönsten ist!" Unterschiedliches Arbeiten aus verschiedener Blickrichtung erfordert mehr Angebote als von den einzelnen Kindern bearbeitet werden müssen. Die Obergrenze des Angebots orientiert sich dabei an den Möglichkeiten der Lehrkraft und den leistungsfähigsten Kindern, die Minimalanforderung am eher Leistungsschwächsten. Oft sin ddie bereitgestellten Angeboten auch nur Anregungen selbst tätig zu werden und eigene Wege zu gehen, Entdekcungen zu machen, Dinge zu hinterfragen usw.
Die Erfahrung hat entgegen oft geäußerter Befürchtungen gezeigt, daß der offene Rahmen (wenn überhaupt nur kurzfristig) im Sinne von Arbeitsminimierung oder "sich Drücken" ausgenutzt wird. Durch Offenheit und Unterschiedlichkeit der Angebote steigert sich die Motivation und Arbeitsbereitschaft. Notwendige Grundinformationen sind als Pflichtstationen deklariert. Gesprächsrunden geben die Möglichkeit, anderen etwas zu zeigen, zu erklären oder selbst Fragen zu stellen, vor allem jedoch die individuellen Lernwege darzustellen und zueinander in Beziehung zu bringen. Derartige Gesprächsphasen unterstützen das Miteinander und Voneinander in der Klassengemeinschaft.
Hauptgesichtspunkte für die Gestaltung von Arbeitsaufträgen:
Nach Bruner (8) laufen Lernprozesse dann optimal ab, wenn sie die drei Repräsentationsebenen enaktiv, ikonisch, symbolisch berücksichtigen und damit Bearbeitung auf der Handlungsebene, der bildlichen Darstellung und der Beschreibung in symbolischer Form (als Text, Lehrsatz, Formel usw.) ermöglichen. Wenn von einer Repräsentationsform in die andere umgearbeitet wird, findet lernen in optimaler Form statt:
z.B.: Texte in graphische Darstellungen oder Handlungen umsetzen oder umgekehrt, Handlungen bildnerisch darstellen oder bildliche Darstellungen in Handlungen umsetzen usw. Immer dieselbe Form (hier ist eine Aufgabe, suche die Lösung) in nur anderen Verpackungen anzubieten stellt seltenst optimales Lernen dar, höchstens optimales, motiviertes Beschäftigen. Lernen an Stationen verlangt mehr als diese eingeschränkte Form von schulischer Arbeit.
Differenzierung beim Lernen an Stationen ermöglicht deutlich höhere Anteile praktischen Arbeitens und Lernens, weil Materialien, die bisher eher zu Demonstrationszwecken eingesetzt werden, nun die Grundlage von Arbeitsstation sein können. Jeweils unterschiedliche Angebote, als eine Station angeboten, das im Zuge der Gesamtbearbeitungszeit jedem Kind irgendwann die Auseinandersetzung damit gestattet, ermöglicht auch bei geringer Materialausstattung einen handlungsorientierten Ansatz für viele. Zusätzlich sind Ausschnitte aus Büchern, Kopiervorlagen, Filme, Bilder, Ergebnisse von Mitschülern usw. Grundlagen von Arbeitsstationen. Meist ist nur das Zufügen eines konkreten Arbeitsauftrags oder einer Anregung erforderlich. Hilfen sind unabdingbar, wenn das verfolgte Ziel, die selbständige Bearbeitung gefördert und auch weitgehend erreicht werden soll, Hilfen in Form von Hinweisen oder Verweisen auf Ansätze, Verfahren o.ä. bei der einzelnen Station (auch wer "es" noch nicht kann, sollte mit diesen Hilfen selbständig weiterkommen.).
Rolle der Lehrerin, des Lehrers.
Ein Großteil der Arbeit liegt in der Aufarbeitung der Lerninhalte, um sie den Kindern zugänglich zu machen. Dies erfolgt meist außerhalb des Unterrichts als Vorbereitung. Dafür ist Zeit notwendig. Der Energieaufwand ist jedoch deutlich geringer als z.B. im aktuellen Unterricht laufend alle Kinder auf die Lehrperson oder das gleichschrittige Vorgehen zu konzentrieren. Im Unterricht selbst, oder besser "während der Arbeitsphasen in der Schule", entstehen Zeiten, um sich mit einzelnen Kindern zu beschäftigen und vor allem um zu beobachten. Hier können Lernprozesse beobachtet werden, nicht nur Lernergebnisse, Hilfen angeboten und durch die Beobachtung auch Bewertungen und Leistungsbeurteilungen kontinuierlich stattfinden. Positive Bewertungen stehen im Vordergrund, Negativrückmeldungen als versteckte Appelle oder "Motivationshilfen" werden vermieden.
Die bisherige Leistungsmessung in Form einer Klassenarbeit ist im Anschluss an die Erarbeitung oder Übung genauso möglich. Das offene Lernangebot verlangt jedoch auch mehr Offenheit bei der Leistungsmessung. In direkter Anlehnung an die einzelnen Stationen sind Fragestellungen ableitbar, die Bearbeitung selbst muß auch eine Auswahl ermöglichen.

Überall kann zur Zeit beobachtet werden, daß im Arbeitsbereich, der Wirtschaft und der Verwaltung Verantwortung nach unten verlagert wird. Lernen an Stationen ermöglicht dies im schulischen Bereich auch:
Die Verantwortung für die Inhalte liegt nach wie vor über die Angebotsebene bei der Lehrkraft. Die Art und Weise der Aneignung und Vertiefung rücken mehr in die Verantwortung des Lernenden, der Kinder. Kinder müssen mit den Angeboten selbst das Lernen lernen, eine Eigenschaft die in Zukunft bei lebenslangem Lernen eine Grundvoraussetzung darstellt. Lernen als ein Teil des Arbeitsprozesses - nicht Lernen um später arbeiten zu können! Dann muss der Arbeitsprozess in der Schule jedoch auch einen Sinn haben und vor allem den Voraussetzungen der Kinder angemessen sein!

Literaturliste:
(1) Schachl, Hans: Was haben wir im Kopf? Die Grundlagen für gehirngerechtes Lernen. Linz 1996
(2) Meister Vitale, Barbara: Lernen kann phantastisch sein - kinderleicht, kindgerecht, kreativ. Offenbach 1996 /8
(3) Goleman, Daniel: Emotionale Intelligenz. München, Wien 1995
(4) Vester, Frederic: Denken - Lernen - Vergessen. München 1997 /24
(5) Grinder, Michael: NLP für Lehrer. Freiburg 1991

(6) Cleveland, Bernhard V.: Das Lernen lehren. Freiburg 1992

(7) Bauer, Roland: Lernen an Stationen in der Grundschule ein Weg zu kindgerechtem Lernen. Berlin 1997

(8) Bruner, Jerome S.: Entwurf einer Unterrichtstheorie. Düsseldorf 1974


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